veni vidi vici - ich kam, ich sah, ich siegte
Schrieb Julius Cäsar einst seinem Freund Gaius Matius.
Gewinnen ist eine tolle Sache, ganz klar. Doch wie steht es mit dem Verlieren? Naja seien wir einmal ganz ehrlich, taugen tut es keinem von uns so wirklich. Ist ja auch irgendwie normal, wer verliert schon gerne. Dennoch gibt es gravierende Unterschiede zwischen „nicht verlieren wollen“ und „nicht verlieren können“. Die einen stecken die Niederlage mit einem falschen Lächeln weg, eventuell probieren sie es noch einmal, weil sie nicht aufgeben wollen. Die anderen aber rasten aus. Sie werden stinksauer und unfassbar zornig auf sich und die Welt. Sie haben oft das Gefühl nicht gut genug zu sein. Da fliegen dann schon mal Spielbretter oder Controller. Von manchem wird unter anderem ordentlich auf den Tisch gehauen, bis der Tisch oder auch die Hand im Arsch ist. Pardon – hin ist.
Aber, es gibt auch gute Nachrichten: Nämlich, man kann die Eigenschaft, ein guter Verlierer zu sein, trainieren. Wie das geht, erkläre ich dir etwas später.
Erst einmal sehen wir uns Menschen an, die häufiger verlieren als gewinnen.
Na hast du es schon erraten? Ja klar, die Rede ist von Profisportlern. Hast du dir schon einmal überlegt wie oft sie mit einer Niederlage umgehen müssen? Niederlagen gelten im Profisport als Quelle der Inspiration. Weshalb? Heutzutage werden nach der Niederlage, Videos und Strategien analysiert. Es wird versucht das beste rauszuholen. Trainingspläne werden verändert, Strategien über den Haufen geworfen. Man setzt sich mit der Niederlage auseinander. Was das für einen Sinn hat?
Ganz einfach, weil für Profisportler oder auch zum Beispiel für Selbstständige Unternehmer, Verlieren etwas ganz anderes bedeutet als für dich bei einem X-Box Spiel oder einer Partie Mensch ärgere dich nicht. Diese Menschen sind bereit, jederzeit alles zu verlieren. Deshalb gehen sie aus Niederlagen gestärkt hervor und lernen aus ihnen.
Ganz im Gegenteil zu uns Otto-Normal-Verbrauchern beim Brettspiel oder ähnlichem. Hast du dir schon einmal überlegt warum du verloren hast? Wie du das Spiel anders spielen hättest können? Hast du dich mit einer Niederlage schon einmal auseinandergesetzt?
Immer wenn es um ein Brettspiel, ein Computerspiel oder ähnliches geht, sollten wir uns stets ins Gedächtnis rufen, dass eine Niederlage keinerlei Konsequenzen auf unser reales Leben hat. Anders wie bei den Profisportlern.
Nichts desto trotz sind Herausforderungen schon ganz wichtig und gut für uns, denn so lernen wir uns selbst zu motivieren und uns auf ein Ziel zu fokussieren. Doch Achtung, dies gilt nur bedingt für Spiele. Klar ist, dass Studien zeigen, dass Erfolge unser Belohnungssystem ankurbeln, doch die essenzielle Frage ist: Sieht unser Gehirn das Gewinnen eines (virtuellen) Spieles als Erfolg an? Das wiederum hängt von unterschiedlichen Faktoren ab und ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das heißt Pauschal kann ich euch diese Frage nicht beantworten. Aber jeder von euch kann sie sich selbst stellen, aber bitte nur wenn ihr auch bereit seid, ehrlich zu euch selbst zu sein. Sonst ists für die Hex.
Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud sagte einst, dass das Gegenteil von Spiel nicht Ernst, sondern die Wirklichkeit ist. Ganz besondere Relevanz hat diese Aussage bei Computerspielen. Oft tauchen Gamer/Zocker (ich weiß ehrlich gesagt nicht welcher Begriff hier lieber verwendet wird), in eine ganz eigene Welt ein, in der es ihnen nur noch ums Gewinnen geht. Sei es gegen den Computer, die Playstation, die X-Box oder gegen andere virtuelle Mitspieler.
Gerade in solchen Spielsituationen sollten wir nicht außer Acht lassen, dass jedes elektronische Teil seine Eigenheiten hat. Und hier spreche ich nicht nur von der Hardware, sondern auch von der Software (Wuhuuu, ich fühle mich schon ein bisschen wie ein Nerd, hahah). Hier gibt es Bugs oder andere Programmierungen die einem das Leben schwer machen können. (Habe ich mir sagen lassen😉 )
Fakt ist: gegen menschliche Gegner können wir meist besser verlieren, als gegen eine KI (Künstliche Intelligenz), denn hier wird eine Niederlage meistens als unfair empfunden. Der Computer ist ja gescheiter als wir… so sagt man.
Auch vom Außen, also von der Gesellschaft wird uns permanent suggeriert, dass man als Verlierer schwach ist, sich nicht genügend angestrengt hat. Doch das ist schlicht und einfach falsch!
Wir dürfen unseren Selbstwert nicht an Erfolgen festmachen, denn es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Ohne Verlieren gibt es auch kein Gewinnen. Wie es auch ohne Licht keine Schatten gibt.
Nicht jeder ist in allem gut. Lass doch mal einen Fisch auf einen Baum klettern, oder den Affen 20 Meter ins Meer tauchen. Wird nicht klappen, gell?
Allerdings schweife ich ein wenig vom Thema ab. Du fragst dich jetzt bestimmt wo die hilfreichen Tipps bleiben um besser mit dem Verlieren umgehen zu können.
Gleich hier😉 !
Also, vorab hier ein paar Inputs bevor es ans Arbeiten geht. Was? Arbeiten musst du auch noch an dir selbst? Ja, genau! Denn wenn du nichts tust um Veränderung zu erlangen, wird sich auch nichts verändern. Also sei ehrlich zu dir selbst und schreibe deine Gedanken zu den unten gestellten Fragen auf. Reflektiere ein paar Tage später deine Antworten. Erkennst du schon was du tun kannst? Wenn nicht kannst du dich gerne bei mir melden.
Wichtig zu wissen ist noch: Mentaltraining ist kein Wundermittel, das dir ein geheimes Wunderrezept verrät. Es ist lediglich die Hilfe zur Selbsthilfe.
So, jetzt aber endlich zu den Inputs.
Ø Auch wenn ihr es nicht gerne hören werdet (die Zocker betreffend): leider lässt die Auge-Hand-Koordination mit dem Alter nach, sollte es eventuell daran liegen, dass du nicht gewinnst, steig auf Strategiespiele um.
Ø Vielleicht liegt es aber auch am Fokus. Also es fehlt dir schlicht und einfach an der Konzentration: dann mache eine Pause (mindestens 15 Minuten) in der du dich vom Bildschirm entfernst oder spiele ein anderes Spiel.
Ø Scheitert es an der Selbstkontrolle? Dann lege sobald du das Bedürfnis verspürst jemandem eine zu knallen, das Spiel, den Controller zur Seite. Auch Videospiele kann man pausieren. Mache dir deine Gefühle bewusst. Ist es Zorn? Wut? Enttäuschung? Auf wen? Auf dich selbst? Akzeptiere diese Gefühle, wenn sie dir bewusst sind. Sie dürfen 90 Sekunden langen bleiben. Frustration, Zorn usw. sind absolut OK, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Dann verabschiede dich von ihnen. Sie helfen dir nicht weiter. Erinnere dich: Das Gegenteil von Spiel ist nicht Ernst, sondern Wirklichkeit.
Ø Schaffst du es gar nicht aus dieser vorherrschenden Emotion selbstständig herauszufinden, hat dies meist weitreichender Ursachen, hier solltest du der Sache unbedingt mit professioneller Hilfe auf den Grund gehen. Denn der Grund für deine langanhaltenden Emotionen kann eine sehr niedrige Frustrationstoleranz sein.
Ø Überlege dir was du von anderen erwartest, wenn du gerade verloren hast. Tue genau das für dich selbst. Sei es ein Tee, tröstende Worte oder eine Schokolade für die Nerven.
Ø Verliere ein- zweimal ganz bewusst und absichtlich! Schaffst du das? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was ist nun anders? Welche Erkenntnis gewinnst du?
Ø Überlege, warum das Gewinnen so einen hohen Stellenwert für dich hat? Was macht es mit dir? Wie fühlst du dich dabei? Erlebst du dieses Gefühl auch in anderen Situationen?
Ø Wie empfindest du, wenn du verlierst? Benenne das Gefühl: z.B.: Wut, Frust, Zorn, Enttäuschung. Hast du das Gefühl ungerecht verloren zu haben? Ist vielleicht dein Ego verletzt? Wenn ja, weshalb?
Ø Was hindert dich daran, zu denken: Ich habe es vergeigt, na und. Was solls?
Ø Was denkst du über Menschen die oft verlieren oder gewinnen? Vergleichst du dich mit Verlierern/Gewinnern? Weshalb tust du das?
Wenn du mit deinen (ehrlichen) Antworten nichts anzufangen weißt, melde dich gerne bei mir.
So um eure Konzentrationsspanne nicht länger als nötig zu belasten mach ich es kurz.
Habt einen schönen Sonntag und bis bald
Eure Barbara