Soziale Auszeit
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, habe ich die letzten drei Monate wenig von mir hören/sehen/lesen lassen. Was unter anderem auch daran lag, dass ich viel um die Ohren hatte. Es gab einiges aufzuarbeiten, neue, großartige Projekte sind reingerauscht und auch Privat war einiges los. Der Tag müsste eigentlich 48 Stunden haben, um alles erledigen zu können was ich mir so vornehme. Kennt ihr bestimmt. Aber woher Zeit nehmen?
Zeit ist ja kein Gut das man einfach nachbestellen kann. Ich habe in der Weihnachtszeit schmerzlich festgestellt, dass nicht mal Zeit fürs Weihnachsshoppen oder einen Christkindlmarktbesuch war. Ja klar letztes Weihnachten kam pandemiebedingt ein Lockdown dazwischen aber auch vorher und nachher war es ein Ding der Unmöglichkeit. Um zumindest meinem Kind etwas Weihnachtsstimmung zukommen zu lassen, sind wir am 23. Dezember noch "schnell" auf zwei Christkindlmärkte gehuscht. Geschenke wurden sowieso alle online bestellt... Schande über mein Haupt. Ich gelobe Besserung.
Aber es ist nun mal die schnellste und unkomplizierteste Variante am Heiligen Abend nicht mit leeren Händen vor dem Bäumchen zu kauern.
Lange Rede, kurzer Sinn - Zeit einsparen war die Devise. Also habe ich Zeit bei meinen Postings gespart- was soll ich euch sagen, das hätte ich mir sparen können.
Nach einer genauen Analyse was eigentlich meine Zeitfresser sind waren die social media Postings definitiv nicht unter den Top 5.
Aber wer oder was frisst dann meine ganze Zeit?
Ihr werdet es euch vielleicht denken können.
Ja, es ist mein Smartphone...
So ein kleiner Computer ist ja etwas wunderbares, eigentlich ist dieses Ding sogar mein Gehirn. Ohne wäre ich heillos verloren. Emails, Kalendereinträge, Fotos, Videos, Erinnerungen, Memos und so weiter und so fort. Ihr kennt das.
Dieses Teil ist ja sogar so schlau und zeigt dir wieviele Minuten (Stunden) du täglich welche App nutzt. Nur wenn du das möchtest natürlich, glaube mir du möchtest nicht. Auch wenn du es weißt, so schwarz auf weiß zu sehen wie lange du an diesem Stromfresser hängst ist schon jenseits von Gut und Böse.
Es gibt ja so tolle Apps die uns daran hindern sollen das Smartphone zu nutzen, da wird beispielsweise ein Baum gepflanzt und wenn dann doch Facebook, Tik Tok und Co interessanter sind als die Arbeit, stirbt der Baum. Der virtuelle versteht sich. War mir ziemlich wurscht. Der virtuelle Baum.
Also gut dann doch auf Stromschlag umstellen, aso geht ja ned.
Um beim Thema zu bleiben, ich habe zwei Tage bewusst auf mein Gehirn (das technische) verzichtet. So gut es halt ging. Ich hatte es weder in den öffentlichen Verkehrsmitteln noch beim gassi gehen bei der Hand.
Habt ihr schon mal gezählt wieviele Menschen in der U-Bahn auf ihre mobile Flimmerkiste glotzen? Ich schon - geschätzt 90% der Fahrgäste. Es war fast schon erschreckend diese Welt bewusst zu beobachten. Stur und unnachgiebig laufen die Menschen mit dem Blick auf ihr Handy, ohne nach links oder rechts zu sehen. Und obwohl sie eh Richtung Boden schauen trampeln sie Hunde und Kleinkinder nieder weil sie - Überraschung - einfach nicht schauen.
Auf Privatsphäre legen da die wenigsten Wert, von Amazon Bestellungen über Nachrichten und Bilder auf diversen Plattformen sowie das berühmte Tinderwischen konnte ich ganz ungeniert beobachten. Und nein dafür musste ich mich nicht mal verrenken. Ich schwörs.
Für mich war es allerdings eine durchwegs positive Erfahrung, denn ich habe das unglaublich fesche junge Mädel gesehn, dass total modisch gekleidet war und den Burschen sicher die Köpfe verdreht hätte, hätten sie von ihrem Handy aufgesehen. Ich konnte das ältere Ehepaar beobachten, dass händchenhaltend nebeneinander saß und sich köstlich amüsierte. Ich sah die liebevolle Mama die ihrem Kind gefühlt hundert mal das Flascherl aufhob, nachdem es der Zwuck freudestrahlend davonpfefferte. Und ich sah wie einzigartig die Menschen sind, jeder auf seine Weise. Das schönste aber war, dass mir Menschen, die ebenfalls smartphonefrei ihrer Wege gingen, zulächelten oder sogar ein paar netteWorte mit mir wechselten. Liegt sicherlich daran, dass ich nicht griesgrämig auf mein Handy glotzte, sondern den Leuten ebenfalls zulächelte. ;-)
Die Moral von der G´schicht: Auszeiten ja aber bitte nicht vom sozialen Leben. Macht mehr Komplimente und nehmt eure Umwelt wieder wahr. Schaut die Menschen an, die euch die Türe aufhalten oder euch an der Kassa vorlassen. Und wenn euch in Zukunft in der U-Bahn eine dämlich grinsende Frau entgegenkommt- seid nett zu mir.
Alles liebe
Barbara