Guten Morgen, Realität

  Gestern Abend, bin ich wieder einmal in die social media Welt gekippt und habe mir unendlich viele Fotos von den vielen wahnsinnig feschen Menschen angesehen, die da so ihre Abnehmprodukte anpreisen. Irgendwie weiß das Smartphone ja genau, was mich triggert und knallt mir dann nur noch solche Beiträge vor den Latz. 

Eigentlich auch nicht weiter schwer, ich beschäftige mich gefühlt mein ganzes Leben mit dem Thema Abnehmen, Diäten, Trainieren, Low carb, Low fat und so weiter und so fort. Nur durchgezogen habe ich es nie lange genug und so sitze ich wie Buddha höchstpersönlich, mit der Chipstüte auf dem Schoss, auf der Couch und begaffe halt Menschen die es „angeblich“ nur durch einen Shake, einen Wunderriegel oder sonstige mysteriösen Produkte geschafft haben, 80 Kilo abzunehmen. Bewundernswert ist ja – da hängt keine Haut, man sieht keinerlei Folgen des Abnehmens. Alle sind sie straff und durchtrainiert. Eh logisch, in 3 Monaten 80 kg abnehmen und danach aussehen wie frisch von Dr. Worsegs OP-Tisch gehüpft – kann ja jeder.  Pff. Pipifax. 

Also ich kann es nicht, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als davon zu träumen, wie ich mit 90-60-90 aussehen würde. Will ich eigentlich eh nicht, aber jeder hat halt so sein Idealbild von sich selbst. 

Dieses starrte mir heute Morgen definitiv NICHT aus dem Spiegel entgegen. Oh Schreck, in meinem Bad hat sich eine Vogelscheuche versteckt. 
Die Haare stehen in alle Richtungen, die Augenringe feierten anscheinend letzte Nacht sehr exzessiv und wenn ich genau hinsehe, ist die Party noch lange nicht vorbei. Die Zähne sind dank Kaffee, Tee und anderer Suchtmittel, nicht so weiß wie die Fliesen an der Wand. Der Busen hängt, Bauch, Bein und Po denken gar nicht daran ihre schwabbelige Komfortzone zu reduzieren und im Kreuz zwickts auch ganz ordentlich. Vom Haaransatz, wo sich im zarten Alter von 36 Jahren die ersten weißen Haare durchmogeln, will ich gar nicht reden. 

Mit meinem dritten Kaffee sitze ich auf meinem Balkon und mir wird klar: Die Realität hat guten Morgen gesagt. Ich bin weit entfernt von diesem Idealbild, diesem Schönheitsideal, dass uns von den (sozialen) Medien vorgesetzt wird. Und ja ich weiß es gibt schon einige Frauen und Männer die sich bewusst dafür einsetzten, dass jeder schön ist wie er eben ist. Doch werden wir immer noch, non stop mit Lug und Trugbildern überreizt. 

Die wenigsten von uns haben die Gene, den Personal Trainer oder den Beauty Doc von Heidi Klum, J. Lo oder wie sie alle heißen. 
Ich passe ja eigentlich sowieso nicht in dieses Schönheitsideal, mit Tattoos, Piercings und Pink-Violetten Haaren, bin ich davon sogar weit entfernt. Mir gefällts und das ist das Einzige was zählt. 

Also habe ich beim Verlassen der Wohnung, der mittlerweile doch recht ansehnlichen Frau zugezwinkert und mir gedacht: Pfeif auf Schönheitsideale – Ich find mich gut wie ich bin. Sagt sich so leicht – ist es aber auch 😉 

Am Weg in die Arbeit lief ich beim Fitnesscenter vorbei, ja, da könnt ich trotzdem mal wieder vorbeischauen, kann ja nicht sein, dass die seit über einem Jahr meine Mitgliedsbeiträge kassieren und gar nicht wissen wie ich aussehe. Die sollen schließlich auch was von diesem schönen Menschen der ich bin, zu sehen bekommen. 
Wenn ich mich so ansehe, bin ich eigentlich doch ganz zufrieden, ich mag so vieles an mir wirklich gerne und die Mäkel lerne ich mittlerweile zu lieben. Manches kann ich sicherlich verbessern, doch manches wird so bleiben bis ich sterbe. Nach der nächsten Sportstunde wird das bestimmt nicht mehr lange dauern. 

Bis dahin gebe ich euch einen gut gemeinten Rat: lasst euch nicht von den Medien verarschen. Pfeift auf Schönheitsideale und genießt euer Leben in vollen Zügen. Es ist eh viel zu schnell vorbei. Und das bisschen Zeit müssen wir nicht mit ständigen Selbstzweifeln und Unzufriedenheit über unseren Körper verbringen. Liebt euch und zeigt euch und anderen das auch. 

Alles Liebe 
Barbara